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Sep. 17

Was Unternehmen vom bekanntesten PR-Gau der Welt lernen können

Ein Besuch in der Ausstellung „Titanic – Eine immersive Reise“ (zuletzt in Köln, jetzt im Hamburg) offenbart: Unter der Oberfläche der Katastrophe gab es nicht nur viel Eis, sondern auch Hybris, Fehleinschätzungen und kommunikative Fehler – Fehler, die auch heute noch in vielen Organisationen vorkommen. Ich habe fünf Parallelen zur Unternehmenswelt von heute gefunden.

Nicht um jeden Preis an einmal gesetzten Ziele festhalten
Ob Change-Projekte, neue Prozesse oder die Markteinführung neuer Produkte: Ein verschobener Launch oder eine längere Laufzeit richten weniger Schaden an als halbgare Lösungen oder gar Sicherheitsrisiken.

Äußere Einflüsse ernst nehmen
Wie gut ein Projekt auch vorbereitet wird – es gibt immer unvorhersehbare Ereignisse, die selbst die beste Planung nicht auf dem Schirm hat. Die Verkettung kleiner Ursachen hatte im Falle derTitanic eine mächtige Wirkung. Die Lehre lautet demnach, jede noch so kleine Unwägbarkeit ernst zu nehmen und sich nicht von Hybris oder „so haben wir das schon immer gemacht“ treiben zu lassen.

Sorgfältige Mitarbeiterführung und klare Briefings
Unstrukturiertes oder unüberlegtes On- und Offboarding kann für Verwirrung sorgen. Bei der Titanic wurde das Personalkarussel kurz vor der Jungfernfahrt noch einmal angeworfen. Ein Offizier musste gehen – und nahm den Schlüssel zum Schrank mit den Ferngläsern mit. Das angeheuerte externe Funkpersonal wiederum wurde nicht klar genug gebrieft. Sie funkten fröhlich private Nachrichten der Passagiere und stellten Eisberg-Warnungen anderer Schiffe zurück.

Zuverlässige Informationsprozesse
Ansonsten war das Kommunikationssystem der Titanic präzise: Es gab eine klare Befehlskette an Bord, von der Brücke zeitgleich per Telegraf an Maschinenraum, Kesselraum und Steuerrad. In vielen Unternehmen fehlt so eine klar definierte Kommunikationsmatrix. Dadurch entstehen leicht Informationslücken, Fehlinterpretationen und Missverständnisse, was im Change und in aktuten Krisen fatale Folgen haben kann.

Innovationen im Schattendasein
Zwei Neuerungen auf der Titanic gingen im Schatten der Katastrophe gänzlich unter: Für die Passagiere der dritten Klasse gab es erstmals eigene Speisesäle, in denen frische Mahlzeiten gereicht wurden, mit allem Pipapo, fast auf dem ersten Klasse-Niveau anderer Schiffe. Bis dato war es üblich, einfach in der Koje zu essen. Zu Werbezwecken ließ die Schiffsgesellschaft die Speisekarten auf Postkarten drucken, die die Reisenden verschicken konnten – quasi virales Marketing Titanic-Style. Auch die tollsten Innovationen treten aber in den Hintergrund, wenn es größere Probleme gibt. Das muss nicht gleich eine Katastrophe sein, ein angekratztes Unternehmensimage reicht schon.

Ein Artikel dazu ist in der aktuellen Ausgabe des Wirtschaftsmagazin gmbhchef – Impulse für GmbH-Geschäftsführer erschienen. Link in den Kommentaren.
Hier gibt es den gesamten Artikel:  gmbhchef_04_2025_Sturat.

Fotocredits: Hellen Thalheim

About The Author

Meike Sturat
Kommunikationsberaterin & PR-Spezialistin